GESCHICHTE #Dem Mythos der "Goldenen Zwanziger" auf der Spur
Ist wirklich alles Gold, was glänzt? Dem Mythos „Goldene Zwanziger“ auf der Spur
Am 11. März 2022 befasste sich die Klasse 9 E des EvRG mit dem Mythos der „Goldenen Zwanziger“. Eine Phase der Weimarer Republik, die sinnbildlich für Ekstase, wilde Partys und kulturelle Blüte steht, und die nicht zuletzt durch Serienformate wie „Babylon Berlin“ eine Art Renaissance feiert.
Dass diese Sichtweise recht einseitig ist, wurde den Lernenden schnell klar, als der Gastreferent Prof. Dr. Patrick Rössler von der Universität Erfurt seinen Vortrag mit unterschiedlichen Statistiken über den Alltag der Menschen eröffnete. Denn das Leben vieler Menschen war hart und keineswegs so glanzvoll: Nur wenige konnten am Fortschritt der Zeit teilhaben. Dennoch gab es auch für den „kleinen Bürger“ alltägliche Vergnügungen wie etwa der Besuch des Kinos. Filme wie Fritz Langs „Metropolis“ (1927) gingen als Meilensteine der Filmgeschichte ein – davon konnten sich die Schüler durch Filmausschnitte selbst überzeugen. Einen Einblick in die bunte Medienlandschaft der damaligen Zeit erhielten die Neuntklässler zusätzlich durch die Lektüre originaler Zeitschriften aus den Zwanziger Jahren. Manch ein Schüler staunte nicht schlecht, denn schon damals waren Werbung für Kosmetik und Schönheitsoperationen nichts Ungewöhnliches. Die „neue Frau“ wurde zu einem Lieblingsthema zahlreicher Zeitschriften: mutig, emanzipiert und selbstbewusst gingen viele Frauen ihren Weg. Und auch die in Weimar gegründete Kunstschule Bauhaus setze nicht nur auf innovatives Design, sondern auch auf „female power“. Das Fazit dieses Nachmittags: Die vermeintlich so „Goldenen Zwanziger“ waren bunt, schrill, mutig, innovativ, aber eben nicht für alle. Trotzdem wurde in dieser Zeit der Grundstein unserer modernen Kulturgesellschaft gelegt. Danke an Herrn Prof. Dr. Rössler, der uns einen Einblick in diese Phase der ersten Demokratie ermöglichte.
Alexander Koch, Lehrer für Geschichte am EvRG